Ail rose de Lautrec
Der wohl qualitativ beste und am meisten geschätzte Knoblauch ist der rosa Knoblauch. Nicht nur der berühmte Maler Henri Toulouse Lautrec hat seine Wurzeln in dem wunderschönen Dörfchen Lautrec, sondern auch der berühmte rosa Knoblauch Ail rose de Lautrec. Der Ail rose de Lautrec hat das IGP -Siegel (Indication Géographique Protégée). Das spanische Pendant dazu wächst in Castilla La Mancha, der Heimat Don Quijotes. Der Ort Las Pedroñeras in der Provinz Cuenca ist die Knoblauchmetropole Spaniens. Der Ajo morado de las Pedroñeras hat ebenso wie der französische Ail rose de Lautrec die geschützte geographische Herkunftskontrolle IGP (Denominación Geográfica Protegida).
Er ist mild-süßlich mit einem subtilen, unaufdringlichen Aroma und deshalb besonders vielseitig verwendbar.
In beiden Regionen wird der rosa Knoblauch im Gegensatz zu anderem Knoblauch erst nach dem Winter gepflanzt. Im Mai oder Juni werden die Knoblauchschlote abgeschnitten, damit die Knoblauchzehen sich kräftig entwickeln können. Ende Juni Anfang Juli wird der Knoblauch geerntet und samt welken Blättern und Wurzeln in luftigen Scheunen zum Trocknen aufgehängt. Der rosa Knoblauch keimt nicht so rasch nach und ist daher wesentlich länger haltbar als z.B. der weiße Knoblauch. Er kann trocken, luftig und dunkel gelagert ein Jahr bis zur nächsten Ernte aufbewahrt werden.
So lange hält Knoblauch bei mir aber nie, denn er wird vorher gegessen.
Jeden ersten Freitag im August hält das Dorf Lautrec seinen Knoblauchmarkt ab, ein Ereignis, das Hunderte Besucher — Einwohner, Bauern und Urlauber —
anzieht.
Lautrec liegt 15 Kilometer von Castres entfernt, spektakulär im Vorgebirge mit einem weiten Blick über die Ebene. Von Westen kommend genießt man am frühen Morgen
die romantische Aussicht über die Windmühlen der Stadt, deren Silhouetten sich im Nebel gegen die Sonne abheben.
Der Markt ist eine Werbeveranstaltung, bei welcher der in dieser Region kultivierte rosafarbene Knoblauch propagiert und verkauft wird.
Seine Qualitäten liegen, abgesehen von seinem anziehenden Äußeren — die Schale ist von rosaroten Streifen durchzogen — im Geschmack und in der langen
Haltbarkeit.
Er läßt sich länger als weiße oder violette Sorten einlagern. Dies beruht, wie Dr. Francois Delga, Bürgermeister von Lautrec und Senator von Tarn erklärt, auf dem
höheren Zucker- und niedrigeren Wassergehalt, was wiederum auf die lokalen Anbaubedingungen zurückzuführen ist.
Rosafarbener Knoblauch hält bis zu einem Jahr, nach einer guten Saison auch länger. Es gibt beim Knoblauch also offensichtlich ebenfalls Jahrgänge wie beim Wein.
Docteur Delga ist ein hartnäckiger Verteidiger der medizinischen Qualitäten des Knoblauchs. Die Kinder von Lautrec lernen in der Schule, daß er ein Stimulans
ist.
Angeblich wurde schon beim Bau der Pyramiden Knoblauch gekaut. Unsere Vorfahren verwendeten ihn als Insektizid und hängten ihren Kindern Ketten aus Knoblauchzehen
um den Hals, um Fliegen fernzuhalten.
Die verdauungsfördernden Eigenschaften sind seit jeher bekannt, neuerdings gilt er aufgrund seiner die Durchblutung anregenden Eigenschaften als vorbeugend für
Herz-und Gefäßerkrankungen.
Er mag geringfügig teurer sein als andere Sorten, ist den Preis aber wert, da die Zehen, wenn sie an einem kühlen Ort gelagert werden, den ganzen Winter über halten
und vor allem, weil man damit die köstliche soupe a l‘ail rose de Lautrec zubereiten kann.
4000 Tonnen Knoblauch werden pro Jahr von 300 Produzenten auf 1000 Hektar von den zehn Gemeinden des Bezirks Lautrec und den acht Nachbargemeinden produziert, das
sind zehn Prozent der französischen Gesamtproduktion.
200 dieser Produzenten gehören einem Konsortium zum Schutz der regionalen, rosafarbenen Knoblauchsorte an, die, wie die Legende erzählt, spanische Handelsreisende
im 17. Jahrhundert als Bezahlung für Kost und Logis in Lautrec verwendeten.